Postelberg | Postoloprty

Gedenkplatte auf dem Postelberger Friedhof (Foto: Förderverein der Stadt Saaz)

Postelberg errichtet Denkmal. Gedenken in Böhmen an internierte und getötete Deutsche. Die nordböhmische Stadt Postelberg (Postoloprty) errichtet den Opfern eines der schlimmsten Nachkriegsverbrechen ein Denkmal. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Stadtrat auf der Grundlage der Empfehlung einer Expertenkommission, der Tschechen, Deutsche und Vertreter der jüdischen Gemeinde angehörten. Die tschechische und deutsche Inschrift soll lauten: »Allen unschuldigen Opfern der Ereignisse in Postelberg im Mai und Juni 1945«. Damals hatte eine Einheit der 1. tschechoslowakischen Division im Zuge der Erfüllung des Befehles, »das Terrain von feindlichen Elementen zu säubern«, die Deutschen in Kasernen und in einem früheren deutschen Internierungslager in Postelberg konzentriert, unter ihnen 5.000 Männer aus Žatec (Saaz). Dort wurden sie ausgepeitscht und gefoltert, es gab öffentliche Hinrichtungen. 1947 wurden aus Massengräbern 763 Skelette exhumiert. Die Errichtung des Denkmals in Postelberg ist ein großer Erfolg des in Frankfurt ansässigen Fördervereins der Stadt Saaz/ Žatec, der sich seit Jahren dafür einsetzt. Unter anderem hat der Förderverein eine Wanderausstellung zu den Vorgängen in Postelberg zusammengestellt, die in mehreren böhmischen Städten gezeigt wurde. Der Vorsitzende des Vereins, Otokar Löbl, hatte auch den Antrag an den Stadtrat formuliert, der jetzt in leicht modifizierter Form angenommen wurde.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung 5. November 2010)

Im Laufe des Mai 1945 entstanden in der befreiten Tschechoslowakei improvisierte Gefängnisse ähnlich den Nazi-KZs und den sowjetischen Gulags. Dort wurde die deutsche Bevölkerung einschließlich Kindern gewaltsam untergebracht. Bis Oktober 1945 sind mindestens 500 solcher Lager entstanden. Zumeist wurden von Deutschen errichtete Arbeitslager, KZs und Kasernen genutzt. Dort wurden Personen zusammengeführt, die verdächtigt oder beschuldigt wurden, an Naziverbrechen beteiligt gewesen zu sein, und die zum „Transfer“ oder zur Zwangsarbeit vorgesehen waren. Verdächtig wurden grundsätzlich alle Deutschen, auch Frauen und Kinder, insbesondere aber Beamte und Soldaten. Später kam es zu einer Differenzierung in Sammel- und Arbeitslager, je nach dem Wirkungsbereich der einzelnen Bezirksnationalausschüsse und Bezirksverwaltungskommissionen.

Historische Ansicht der ehemaligen Reiterkaserne in Postelberg (Foto: Privatarchiv E. Vacek)

Obwohl für die Bewachung und den Betrieb der Lager vom Innenministerium allgemeine Vorschriften erlassen worden, waren die Lebens- und Arbeitsbedingungen dort meist schlecht bis katastrophal. Das Wachpersonal, das aus Angehörigen der tschechoslowakischen Volksarmee, des Korps der Nationalen Sicherheit (SNB) – das war die neu gebildete Volkspolizei – und vor allem aus den freiwilligen Zivilisten der sogenannten „Revolutionsgarden“ bestand, ging mit den internierten Personen oft rücksichtslos und grausam um. Davon zeugen nicht nur die schrecklichen Ereignisse in Postelberg, Saaz und Umgebung, sondern im ganzen nordböhmischen Grenzgebiet.

Die koordinierten Aktionen von „Roter Armee“, Tschechoslowakischer Volksarmee und „Revolutionsgarden“ mit politischer Unterstützung der Kommunisten während der „Säuberungen“ in Postelberg, Saaz und Umgebung sind beispielhaft für andere Orte. Die Stadt Postelberg wurde am 9. Mai 1945 von Einheiten der „Roten Armee“ besetzt. In ihren Schutz kamen Tschechen, die das Rathaus besetzten. Nach der Gründung eines revolutionären Nationalausschusses und der Ankunft von bewaffneten Freiwilligen aus Laun (Louny) fing man sofort mit dem Zusammentreiben und der Internierung der deutschen Bevölkerung in der ehemaligen Reiterkaserne von Postelberg an.

Brigadegeneral Oldřich Španiel (Foto: Privatarchiv E. Vacek)

Ende Mai 1945 kam dann eine Sondereinheit des 1. Tschechoslowakischen Armeekorps nach Postelberg. Sie hatte den Auftrag, zusammen mit den zugehörigen Wachmannschaften die Stadt und Umgebung von „feindlichen Elementen zu säubern“, denn in Postelberg sollte der vorgeschobene Heeresstab der 1. Tschechoslowakischen Division stationiert werden. Die Befehle hierfür an die kommandierenden Offiziere – Hauptmann Vojtěch Černý, Oberleutnant Jan Zicha (genannt „Petrov“) und Leutnant Jan Čubka – haben Brigadegeneral Oldřich Španiel und der Leiter des militärischen Geheimdienstes OBZ, Bedrich Reicin, persönlich herausgegeben. Leutnant Čupka erklärte bei seiner Aussage während der Untersuchungen in Saaz am 31. Juli 1947 über das Postelberger Massaker zur Frage, wer die Erschießungsbefehle gab:

 

 

„Ich gab den Befehl dazu nicht. Aber selbst wenn es so gewesen wäre, wir – Hauptmann Černý, Oberleutnant Zicha und noch ein Leutnant – waren bei General Španiel, der uns sagte: »Gehen Sie und säubern sie den Rayon, damit die Division umziehen kann.« Selbst wenn wir es getan hätten, wäre das auf höhere Weisung geschehen. Der General sagte uns damals: »Ich beneide Sie, Sie haben hier eine große Möglichkeit, und denken Sie daran, dass ein guter Deutscher ein toter Deutscher ist. Je weniger von ihnen übrig bleiben, um so weniger Feinde werden wir haben. Je weniger von ihnen über die Grenze gelangen, um so weniger Feinde werden wir haben.«“

 

 

Unter den Postelberger Wacheinheiten waren viele Slowaken und Karpato-Ukrainer, vielleicht waren sie sogar in der Überzahl. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass diese auch ein persönliches Interesse an der Vertreibung und Liquidierung von Deutschen hatten, denn genau wie die Wolhynientschechen waren sie für die Neubesiedlung des nordböhmischen Grenzgebietes vorgesehen. Was letztere angeht, wurden laut Berichten der örtlichen Verwaltungsorgane im Saazer Bezirk schon für den Sommer 1945 an die 40.000 Wolynientschechen erwartet, die überwiegend Interesse an landwirtschaftlichen Betrieben hatten. Materielles Interesse wurde sicher auch von der bevorstehenden Hopfenernte im Wert von 4 Milliarden Kronen geweckt. Außerdem befanden sich ca. 800 Wagons mit wirtschaftlichen Gütern in der Gegend.

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