Der Weg nach München

Der Weg nach München. Der Widerstand der Deutschen gegen die Gründung des tschechoslowakischen Staates wurde mit der militärischen Besatzung der Gebiete gebrochen. Gleichzeitig wurde ohne Vertretern der Deutschen, die an einer Republik Deutsch-Österreich bestanden und einen Anteil von 22.32 % an der Gesamtbevölkerung des neuen Staates hatten, eine Verfassung eines tschechoslowakischen Volkes ausgearbeitet und am 6. März 1920 in Kraft getreten. Obwohl die Gesetzgebung der Tschechoslowakei keine nationale oder ethnische Diskriminierung kannte, traten in der Praxis, u.a. im Bereich der Wirtschaft oder des Schulwesens, bestimmte Entwicklungen ein, die auf eine Diskriminierung der deutschen Bevölkerung hinausliefen. Während der Wirtschaftskrise in den 30 Jahren war die Arbeitslosigkeit in deutschen Siedlungsgebieten gegen über den tschechischen Kernland überdurchschnittlich hoch und die sozialen Spannungen in einen Volkstumskampf substituierten. Die Währungs- Wirtschafts- und Handelspolitik der Tschechoslowakei begünstigte planmäßig die tschechischen Gebiete und behandelte die deutschen Bezirke als Kolonialgebiet. Aus ihnen wurde herausgeholt, was sich an Steuern nur aufbringen ließ, investiert wurde aber vor allen  dort, wo sich tschechische Unternehmen, selbstverständlich mit tschechischen Angestellten und Arbeitern, mitten im deutschen Siedlungsgebiet niederließen.  Diese Politik gipfelte in den dreißiger Jahren in dem Erlass des tschechischen Verteidigungsministers Machnik, dass bei Rüstungsaufträgen nur Firmen mit überwiegend tschechischer Belegschaft bedacht werden dürften.

Kundgebung der Sudetendeutschen Partei am 1.Mai 1937 in Podersam bei Saaz

Mit der Machtergreifung Hitlers und der nationalsozialistischen Ideologie, die immer mehr Anhänger auch bei den Deutschen in Böhmen und Mähren-Schlesien fand, ist eine  gesellschafts-politischen Entwicklung mit eigene Dynamik entstanden die zur der Gründung einer Partei mündete, deren Anspruch es war, alle Deutsche in den böhmischen Ländern zu vertreten.  Eine wichtige Rolle spielte dabei in der Tschechoslowakei die schon Ende 1919 gegründete Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei (DNSAP), deren ideologischer Kopf Rudolf Jung auch für die Nationalsozialisten im Deutschen Reich erhebliche Bedeutung gewinnen sollte. Die nationalsozialistischen Parteien pflegten eine enge Kooperation, Anfang der 1930er Jahre bekannte sich die DNSAP schließlich offen zur NSDAP. Als daraufhin 1933 ein Verbot durch die tschechoslowakische Regierung drohte, löste sie sich selbst auf  Die wenige Tage später gegründete Sudetendeutsche Heimatfront sog die meisten DNSAP-Mitglieder auf. 1935 benannte sie sich auf Geheiß der tschechoslowakischen Exekutive in Sudetendeutsche Partei (SdP) um. Diese wurde unter der Führung von Konrad Henlein schon bald zum wichtigsten politischen Faktor im Sudetenland.

Zwei Wochen vor den Münchner Abkommen setzte Hitler die Tschechoslowakei und die Westmächte unter Druck. Völkische Parteizeitung der NSDAP, Münchner Ausgabe

Die finanzielle Unterstützung des Reiches für die Sudetendeutsche Partei in Millionenhöhen von Reichsmark, Propaganda Sendungen in Rundfunk ab 1937 über die angeblichen Gräueltaten der Tschechen an Deutschen und schließlich die Bewaffnung von sudetendeutschen Freikorps, die Überfälle an tschechischen Grenzstationen unternahmen, führte zu einer Radikalisierung der neuen sudetendeutschen Bewegung. Im Krisenjahr 1938 wurden ständig neue Forderungen an die tschechische Regierung gestellt, die immer zumindest einen Schritt hinterher hinkten. Hitler wollte die „Sudeten Frage“ militärisch mit den Plan „Grün“ lösen. Dies zwang  die europäischen Großmächte, Großbritannien, Frankreich und Italien zum handeln.  Ende September wurde in München ein Abkommen zwischen diesen Mächten und den Deutschen Reich zu Abtretung des Teiles der Tschechoslowakei, das sich Sudetenland nannte und in den überwiegend Deutsche wohnten zum Deutschen Reich. Dieses Abkommen wurde  ohne Mitwirkung der tschechoslowakischen Regierung beschlossen, unter massivem Druck seitens der westlichen Verbündeten   und wurde schließlich von der Regierung in Prag akzeptiert. Dieser Akt verursachte tiefe Narben in der Seele vieler Tschechen, die bis Heute teilweise schmerzhaft nachwirken.

 

Chamberlain, Daladier, Hitler Mussolini in München 30.09.1938

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